Der Kampf um den Emmauswald geht weiter

„Wir werfen uns hier die Worte Umweltgerechtigkeit, Schwammstadt und Entsiegelung um die Ohren. Und dann haben wir so eine Fläche, die wir bewahren können – warum wird das dann nicht einfach gemacht?“ So argumentierte ich im letzten Umweltausschuss, bei dem es um den Emmauswald ging. Genauer gesagt um den von uns gestellten Antrag zum Erhalt des Waldes.

Es ist ein Thema, das beispielhaft für all die Flächenkonkurrenz in Berlin steht. Übrigens auch für den Umgang der Koalition mit Grünflächen.

Der ehemalige Friedhof in Nord-Neukölln hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten zu einem wertvollen Mischwald entwickelt. Er beheimatet zahlreiche Arten. Hier stehen etwa 800 Bäume, darunter 200 besonders schützenswerte. Dieses alte Ökosystem lässt sich nicht einfach ersetzen, seine Rodung lässt sich nicht kompensieren, schon gar nicht für die Anwohnerinnen und Anwohner.

Neukölln gehört zu mehrfachbelasteten Ortsteilen. Das lässt sich sehr gut im Umweltgerechtigkeitsatlas nachschauen: Die Quartiere um den Emmauswald herum sind dunkel markiert, sind teilweise fünffachbelastet. Kein Wunder, dass die Menschen und auch der Bezirk (BVV) sich wehren, wenn man ihnen auch noch das letzte Stück Grün wegnimmt. Die Bürgerinitiative Emmauswald bleibt setzt sich seit über zwei Jahren für den Erhalt des Waldes ein und hat bisher über 13.000 Unterschriften gegen die Bebauung gesammelt.

Trotzdem hat Senator Gaebler (SPD) das Bauvorhaben zu sich in den Senat gezogen, um am Bezirk vorbei die Bebauung durchzusetzen. Damit handelt der Senat nicht nur entgegen der politischen Entscheidungen im Bezirk, sondern auch entgegen der Wünsche der Bevölkerung vor Ort.

Wir fordern in unserem Antrag die Planungszuständigkeit für den Neuköllner Emmauskirchhof an den Bezirk zurückzugeben. Zustimmung gibt es dabei von der Fraktion Die Linke. Die Koalition lehnt den Antrag kurzerhand ab. Die Begründung: Wir brauchen mehr Wohnraum. Allerdings werden hochpreisige Eigentumswohnungen dieses Problem kaum lösen!

Parallel zum Antrag haben wir auch in einer Schriftliche Anfrage den Senat gefragt, wie nun der Stand ist. In seiner Antwort gibt der Senat wenig preis, nur so viel: „Formelle Verfahrenschritte sind seit dem Eintritt des Senates in das Verfahren nicht durchgeführt worden“.

Wir bleiben weiter dran. Denn letztlich geht es beim Emmauswald auch um eine Gerechtigkeitsfrage – für ein lebenswertes Berlin mit Grünflächen in allen Bezirken.

>> Antrag „Emmauswald erhalten: Planungszuständigkeit für den Neuköllner Emmauskirchhof an den Bezirk zurückgeben“

>> Schriftliche Anfrage: Emmaus-Wald: Was plant der Senat? (Teil 2)

>> Neukölln: Wohnungsbau trumpft Umweltgerechtigkeit – nd-aktuell.de